Systemische Aufstellungen -
erklärt anhand eines Beispiels zum Thema Kinderwunsch
Auszug aus dem Messe-Vortrag Februar 2017 von Diana Apelt-Hoffmann
Was sind Aufstellungen?
Familienaufstellungen und systemische Strukturaufstellungen sind ganz klassische Methoden in der systemischen Beratung und Therapie. Das ursprünglich von Bert
Hellinger entwickelte „Familienstellen“ wurden im systemischen Kontext vielfach weiterentwickelt. Als herausragend sind hier die Methoden der Systemischen Strukturaufstellungen von Matthias Varga
von Kibéd und Insa Sparrer zu nennen.
Die systemische Arbeit mit Aufstellungen wird neben Paar- und Familien-themen auch in anderen Bereichen des Lebens wie Arbeit/Beruf, Schule, Erbe u.a erfolgreich
angewandt. Viele Unternehmen, Firmen und Organisationen nutzen diese Methode, die inzwischen weltweit Anerkennung gefunden hat.
Allen Aufstellungsansätzen gemeinsam ist ein charakteristisches Element: Die interessierende Thematik, wie z. B. der Kinderwunsch, wird in der Gruppe mit Hilfe der
Aufstellungsteilnehmer/-innen als so genannte Stellvertreter im Raum aufgestellt. So werden komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen in Beziehungen auf einfache Weise sichtbar gemacht. Auch
systemische Verstrickungen der Herkunftsfamilie können ans Tageslicht gebracht und aufgelöst werden.
Ihren Kinderwunsch aufzustellen, kann in vielerlei Hinsicht helfen, und zwar primär durch mehr Klarheit und sekundär eventuell sogar dadurch, dass es nach dem Gehen
erforderlicher Lösungsschritte endlich mit dem Kinderglück klappt.
In systemische Aufstellungen ist es nicht unbedingt notwendig, dass genaue Hintergrundinformationen über die Familie mitgeteilt werden. Sie können auch „verdeckt“
aufstellen, d. h. nur Sie wissen, welche Mitglieder ihrer Familie in der Aufstellung dargestellt sind.
Wie funktionieren Aufstellungen?
Systemisch aufzustellen bedeutet nichts anderes, als ein bestimmtes System, z. B. die Familie, mittels Stellvertreter regelrecht „auf´s Parkett“ zu bringen.
Stellt man eine Familie auf, wählt der Aufstellende aus der Gruppe einen Stellvertreter zunächst für sich selbst und stellt ihn aufs Parkett. Dann wählt er seinen
Ehepartner, dann evtl. Mutter, Vater, Geschwister u. s. w. je nach Thematik. Tatsächlich „spielen“ nun wildfremde Menschen diese eine zu stellende Familie, und es kommt zu einem Phänomen: die
Stellvertreter wachsen immer mehr in diese Rolle hinein, bis sie nach und nach sogar fühlen wie diese Personen, die sie eigentlich nur „spielen“, sie nehmen sogar deren Eigenarten
an.
Dieses Phänomen der Stellvertreterwahrnehmung wurde schon vielfach von Wissenschaftlern untersucht. Die Quantenphysik versucht es ansatzweise zu erklären. Derzeit
bleibt jedoch nur, dieses Phänomen als gegeben hinzunehmen und fasziniert zu sein von deren Wirkung. Ohne vorher Informationen bekommen zu haben erleben die Stellvertreter von Familienmitgliedern
in erstaunlich präziser Weise Gefühle, sprechen Worte oder zeigen sogar Symptome der wirklichen Personen. Dabei kommen oft bisher unbewusste konflikthafte Zusammenhänge ans Licht, aus denen
unglückliche Beziehungen und Lebensläufe, schwere Schicksale und Krankheiten verständlich werden. Es wird erfahrbar, wie Familienmitglieder insgeheim in Liebe und Treue miteinander verbunden sind
und in wie hohem Maße sie bereit sind, Gesundheit, Leben oder Lebensfülle zu opfern.
Wozu sind Aufstellungen gut?
Vielleicht ist dies Ihr erster Kontakt mit Ihrem Kind.
Sie könnten in einer Kinderwunschaufstellung sich selbst, Ihren Partner und Ihr zukünftiges Kind „auf´s Parket bringen“. Dann fühlen sich die Stellvertreter in ihre
Rollen ein, agieren und Kommunizieren. Sie könnten nun den Stellvertreter Ihres Kindes zum Beispiel fragen, woran es liegt, dass es noch nicht da ist, hier bei Ihnen. Sie könnten mit Ihrem Kind
kommunizieren und es fragen, was es braucht, um zu Ihnen zu kommen. Vielleicht können Sie nach der Aufstellung die aktuelle Situation viel besser verstehen.
Durch den Aufstellungsprozess, den Empfindungen der Stellvertreter, deren Handlungen und Worte können u. a. ganze Konflikte gelöst, Streit geschlichtet, Blockaden
welcher Art auch immer aufgelöst und Versöhnungen herbeiführen werden.
Jeder von uns ist das „letzte Ende“ einer ganzen Familienlinie. Aus vielen Therapieformen weiß man, dass wir eventuelle Negativprogramme aus dieser Linie einfach übernehmen. Wir geben sie an unsere Kinder weiter. Und manchmal können wir unter Umständen wegen solcher Negativprogramme nur schwer schwanger werden.
Hier nützt es wenig, diese Negativprogramme zu kennen. Sie gehen nicht weg, wenn man darüber nachdenkt oder spricht. Sie lassen sich nur auflösen.
Sie in der Gruppe und im System aufzulösen ist eine der effizientesten Methoden. Früher wären etliche Hypnosesitzungen für das notwendig gewesen, was ein Mensch heute beim systemischen Stellen in nur ein bis zwei Stunden schaffen kann.
Als Mütter wünschen wir uns, dass unsere Kinder als ein unbeschriebenes Blatt auf diese Welt kommen dürfen. Frei von den Bürden der negativen Familien-programme. Frei von einer belastenden Vergangenheit. Wir wollen das Beste für uns und unsere Kinder.
Systemisches Stellen kann für jeden eine wunderbare Erfahrung sein.
Forschungsprojekte zu Systemaufstellungen
Weltweit liefen und laufen Forschungsprojekte über Systemaufstellungen.
Eine dieser vielen Studien fand 2009-2013 am Institut für Medizinische Psychologie der Universität Heidelberg statt, durchgeführt von Dr. Gunthard Weber und Dr.
Diana Drexler.
Sie haben herausgefunden, dass die Teilnehmer der Aufstellungsseminare im Vergleich zur Kontrollgruppe profitieren. Dies drückt sich in einer verbesserten psychischen Befindlichkeit und geringen Belastungen, einer verminderten Inkongruenz, einem höheren Grad der Erreichung subjektiver Ziele sowie einem verbesserten Systemerleben aus. Bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe gab es im Zeitverlauf keine Veränderungen.
Interessant ist, dass positive Veränderungen nicht nur für aktive Teilnehmer zutreffen, die ein eigenes Anliegen aufstellen, sondern auch für die teilnehmenden
Beobachter.
Die Ergebnisse legen nahe, dass Aufstellungen auf mehreren Ebenen positiv wirken können: in der psychischen Befindlichkeit, im Erleben in privaten
Beziehungssystemen und beim erreichen subjektiver Ziele. Die erreichten Effektstärken für eine bis drei Aufstellungen sind beachtlich, vor allem gegenüber langfristiger
Psychotherapie.
Das empirische Forschungsprojekt von Peter Schlötter, kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass mit Systemaufstellungen eine Art Metabetrachtung des sozialen Systems
vorliegt, dass zu Problemlösung genutzt werden kann.
Das Projekt von Carl Ulrich Gminder belegt, dass Aufstellungen helfen, komplexe Zusammenhänge zu klären und zu überschauen, bei Beziehungsklärungen und der Gewinnung neuer Haltungen.
Die Methode hilft, impliziertes Wissen – das „Bauchgefühl“ – zu explizieren, zu strukturieren und Lösungen zu generieren.
Zudem führen Aufstellungen zu Haltungs- und Einstellungsänderungen in Bezug auf die bearbeiteten Themen.